Der Montmartre-Hügel (frz. Butte Montmartre) im Norden von Paris (18. Arrdt.) ist die höchste natürliche Erhebung der Stadt. Seinen 130 m ü. NN gelegenen Gipfel krönt die von weitem sichtbare Basilika Sacré-Cœur. Auf den Hügel führen die berühmten Treppen und die StandseilbahnFuniculaire de Montmartre. Das hier angesiedelte ehemalige Dorf Montmartre war im 19. Jahrhundert eine künstlerische und literarische Hochburg und beliebtes Ausflugsziel. Heute ziehen die Künstler, die auf der Place du Tertre ihre Arbeiten ausstellen und Porträts, Karikaturen und Scherenschnitte anfertigen, vornehmlich Touristen an. Eine weitere Attraktion ist der Weinberg, dessen eher säuerliche Tropfen eine eingeschworene Gemeinde des Künstlermilieus anbaut. Vor einigen Jahren weckte der erfolgreiche Kinofilm Die fabelhafte Welt der Amélie neues Interesse bei Einwohnern und Fremden für den Montmartre, der dem Film als Schauplatz diente.
Name
Umstritten ist, ob der Name Montmartre sich von einem römischen, dem Gott Mars geweihten Tempel ableitet (Mons Martis, Marshügel), oder auf die Erinnerung an das Martyrium des Heiligen Dionysius von Paris zurückgeht (Mons Martyrium, Hügel der Märtyrer).
Lage
Der Hügel befindet sich im nördlichen Teil der Stadt. Die seit Urzeiten über die Seineinsel Ile de la Cité führenden Wege, die nach Norden (Nordsee) und Nordwesten (Ärmelkanal) führten, umgingen das hohe Hindernis im Osten, so dass der Hügel bis weit in das 19. Jahrhundert seinen ländlichen Charakter größtenteils bewahrte.
Geschichte
Gallo-römische Epoche
In der gallo-römischen Epoche erhoben sich auf dem Hügel zwei Tempel, die den Göttern Mars und Merkur geweiht waren. Dank seiner großen Vorkommen an Gips entwickelte sich der Mont Martre zu einem der reichsten Gebiete im Umkreis von Paris. Daher fand man dort zu dieser Zeit viele Villen und Tempel. Die Steinbrüche, in denen der Gips abgebaut wurde, dienten später auch als Zufluchtsorte für die ersten Christen.
Um das Jahr 272 herum wurden der BischofDenis (Schutzpatron von Paris), der Priester Rustikus und der Erzdiakon Eleutherius hier enthauptet.
Der Sage nach nahm Saint Denis nach seiner Enthauptung seinen Kopf, wusch ihn in einer Quelle und marschierte ungefähr 6 Kilometer bis zum heutigen Ort Saint-Denis. Deshalb war Montmartre im Mittelalter ein wichtiges, dem Saint Denis geweihtes Wallfahrtszentrum.
Mittelalter
Im 12. Jahrhundert errichtete der Orden der Benediktiner in Montmartre ein Kloster. Die Abteikirche St. Peter ist eine der ältesten Sakralbauten von Paris und steht neben der Place de Tertre. Sie wurde auf Geheiß Ludwig VI. auf dem Gelände eines ehemaligen Mars-Tempels (5.Jahrhundert) errichtet und am Ostermontag 1147 von Papst Eugen III. geweiht. Am 15. August1534 gründete der Heilige Ignatius von Loyola in Montmartre den Jesuitenorden.
In dieser Epoche begann man auch mit dem Bau von Windmühlen, um den Gips zu mahlen, und große Weingärten wurden angelegt.
19. Jahrhundert Vincent van Gogh - Gemüsegärten auf dem Montmartre Wohnhaus auf der Butte Montmartre Aufgrund der Arbeiten des Barons Haussmann, die das Leben in Paris extrem verteuerten, wuchs die Bevölkerung in Montmartre schnell an. Viele Arbeiter, aber auch angesehene Familien ließen sich nun hier nieder. Der Gipsabbau entwickelte sich zum wichtigsten Wirtschaftszweig Montmartres. Der Place Blanche wurde nach dem so häufig vorkommenden Gestein benannt. Viele neue Gipsmühlen wurden errichtet. Im Feldzug auf Paris, den Gebhard Leberecht von Blücher während des sechsten Koalitionskrieges vorantrieb, sorgte der russische General Alexandre Andrault de Langeron für die Erstürmung der Höhen des Montmartre. Am Nachmittag des 30. März 1814 gaben die französischen Heerführer den Kampf auf und kapitulierten. Am Folgetag zogen die Alliierten der Befreiungskriege gegen Napoléon Bonaparte in der Hauptstadt ein. Am 6. Juni1859 wurde Montmartre von Paris eingemeindet, behält aber dennoch seine eigene Identität. Ein Jahr nach der Eingemeindung hat Montmartre ungefähr 57.000 Einwohner. Im März 1871, nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges, wird Montmartre zum Ausgangspunkt und zur Geburtsstätte der Pariser Kommune. Nach gewaltsamer Beendingung der Pariser Kommune im Mai 1871 durch die französische Regierung, mit über 30.000 Toten auf Seiten der Kommunarden, hat die französische Nationalversammlung 1873 den Bau eines Bauwerkes bzw. einer Kirche zur Erinnerung an die Befreiung Frankreichs von der Pariser Kommune just auf dem Hügel von Montmartre beschlossen. Drei Jahre später begann der Bau der Kirche Sacré-Coeur, die heute als weithin sichtbares Wahrzeichen über Montmartre thront. Die Kirche wurde 1919 geweiht. Bei der Sprengung von Gipsminen durch Regierungstruppen zur Zeit der Kommune sollen hunderte Kommunarden, die sich dort versteckt hielten, verschüttet worden sein. Im 19. Jahrhundert zog der noch ländliche Montmartre zahlreiche Künstler an, die hier ein freieres und billigeres Leben führen konnten als im Zentrum der Stadt. Hier lebten und wirkten unter anderen Renoir, Van Gogh, Steinlen, Toulouse-Lautrec, Suzanne Valadon und ihr Sohn Utrillo, später auch Picasso, Braque und Modigliani. Beliebte Anlaufpunkte der Künstler und der Pariser Ausflügler waren Gaststuben, Kabaretts und Tanzlokale wie zum Beispiel "La Mère Catherine" (seit 1793), "Le Billard en Bois" (heute La Bonne Franquette), "Au Rendezvous des Voleurs" (1860, heute Le Lapin Agile), Le Moulin de la Galette (Vergnügungslokal seit 1870), Le Chat Noir (1881) und Le Moulin Rouge (1889).
20. Jahrhundert
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg verließen viele Künstler Montmartre, in Richtung Montparnasse, der Geburtsstätte der modernen Malerei. Die Boulevards am Fuße des Hügels, zwischen der Place Blanche und der Place Pigalle entwickelten sich allmählich zu einem Rotlichtviertel.